Die große Kraft der Kleinigkeiten

Die große Kraft der Kleinigkeiten

von Monia

„Wir brauchen eine Strategie, wie wir das so skalieren können, dass wir 20.000 Dörfer / 30.000 Schulen / 15.000 Bürgermeister:innen / alle erreichen können“. Bäm. Ich bin totmüde. Ich scheine die Einzige in meinem liebevollen Umfeld von Weltverbesser:innen zu sein, die froh ist, dass wir das nicht können. Wie schrecklich wäre es, wenn drei Leute irgendwo in einem Raum sitzen würden und es ihnen tatsächlich gelingen würde, magisch zu beschließen, was für andere gut ist – und die müssten das zu ihrem eigenen Gute dann auch noch tun, ferngesteuert durch unsere oh so gute Intentionen. Und doch befinde ich mich dann wieder in Gesprächen, wie Strategien, die zu Wirtschaftswachstum geführt haben, auf gesellschaftliche Transformation übersetzt werden können. Während die Gespräche unweigerlich in Projektpläne münden, werde ich noch müder. Alle Anwesenden haben sehr große Zweifel am kontinuierlichen Wachstum und doch wollen sie das System übertragen?

Und dann sitze ich mit Lars auf der Dachterrasse vom Ökospeicher in Wulkow und wir sprechen über sein Stewardship: Dialoge auf Friedhöfe holen. Er, der Frieden zum Beruf gemacht hat, holt nun seine Erfahrungen dorthin, wo es bereits im Namen verankert ist: auf Friedenshöfe. Mit seinem Büro ist er schon auf einen Friedhof gezogen und er erzählt von den vielen kleinen Gesprächen, die mit Friedhofsbesucher:innen fast zufällig dadurch entstehen. Ich verstehe sofort, dass oberflächliche Platitüden im Angesicht der direkten Verzahnung aus Lebensalltag und unserer Sterblichkeit kaum möglich sind. Und da werde ich hellwach. Ich spüre die Kraft, die mich durchströmt. Ich fühle die Motivation in mir wachsen, auch in meinem eigenen Stewardship etwas ganz Kleines zu tun, es mehr in meinen Alltag zu verankern.

Kann ich eine Impactmessung durchführen, wenn wir Kleinigkeiten zu unseren Stewardships umsetzen? Nein. Keine Ahnung, wie die Wirktreppe aussieht, was Inputs und Outputs und Outcomes hier sind. Ich kann den Businessplan nicht benennen und habe keinerlei Plan für die Skalierung auf die gesamte Gesellschaft. Und doch sagt mein Körper ganz deutlich, dass ich vertrauen kann. Ich kann darauf vertrauen, dass wenn ich das Stewardship gefunden habe, das wirklich zu mir und meiner Lebensgeschichte passt, jede kleine Tat wirkt. Ich kann in die Welt gehen mit einer klaren Intention, einem thematischen Auftrag, den ich mir selbst gegeben habe und mich darauf konzentrieren, eine kleine Aktivität durchzuführen. Das reicht, bis zur nächsten kleinen Aktivität. In diesem Sinne ist Stewardship dann doch ganz Kaizen: die Qualität liegt im ganz Kleinen. Wenn wir hier unsere Kraft investieren, kann das Große als Summe des Kleinen gar nicht anders, als sich in die Richtung zu entwickeln, die wir dann alle gemeinsam bestimmen.

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